BDZ vor Ort bei der Zollhundeschule Bleckede

Neue Ansätze bei Aus- und Fortbildung im Diensthundewesen

Die Methodiken der Aus- und Fortbildung werden im Wandel der Zeit und der Erkenntnisse auch im Zollhundewesen fortlaufend evaluiert. Weiterhin sind rechtliche und gesellschaftliche Entwicklungen einzubeziehen. Der BDZ setzt sich für mehr Zollhundeführer/-innen ein.

18. Juli 2024
  • v.l.n.r.: Jennifer Egyptien, Birgit Esser, Zollhund Aaron (6 Monate), Olaf Wietschorke, Stephan Lawrenz
  • Containerarbeit mit Hunden, hier demonstriert in Bremerhaven.

Der Zollhund ist und bleibt eines der wertvollsten „Führungs- und Einsatzmittel“ und hat sich in vielen Bereichen bewährt. Aus Sicht des BDZ ist daher die Zahl von 500 Zollhundeführer/-innen anzustreben. Dafür muss das Ausbildungswesen stärker gefördert werden. Am 16.07.2024 besuchte deshalb der BDZ-Ausschussvorsitzende OPH, Olaf Wietschorke, den Dienstort Zollhundeschule Bleckede (DOZH Bleckede).

Da die Regelungen des Tierschutzrechts auch für den Diensthundebereich gelten, sind diese bei der Ausbildung der Zollhunde zu beachten. Weiterhin ist zu beachten, dass sich das Tierschutzrecht und die Europäischen Regelungen zum Tierwohl immer fortentwickeln und sich zudem die Einstellung der Bevölkerung und auch der eigenen Beschäftigten zur Thematik Tierwohl und Tiergerechtigkeit entsprechend weiterentwickelt. Qualitätsvolle und tiergerechte Aus- und Fortbildung von Diensthunden stehen aber in keinem Widerspruch zueinander. Die Herausforderung besteht vor allem darin, geeignete Diensthunde möglichst jung und aus guten Zuchtstätten zu erwerben und diese dann kleinmaschig und zielgerichtet auf die spätere Ausbildung vorzubereiten. Diese Strategie wird von allen anderen inländischen Behörden und vieler ausländischer Zollhundeschulen gezielt verfolgt.

Durch den Wandel der Zeit ist mittlerweile eine weitere Herausforderung im Diensthundebereich des Zolls, dass viele neue Zollhundeführer/innen zuvor noch keinen eigenen Hund im privaten Umfeld hatten. Dieser Herausforderung muss beim Zoll angepasst, insbesondere im fachtheoretischen Bereich, begegnet werden, bevor diese Beschäftigten das erste Mal „auf den Hund kommen“.

Vorstellung des Ausbildungsversuchs

Die DIX hat bei der Entwicklung des Ausbildungsversuchs „Junghunde bei den DOZH“ die neuen rechtlichen und gesellschaftlichen Veränderungen im Fokus gehabt und hier gezielt einen neuen zusätzlichen Ansatz im Zollhundewesen erstellt.

Wenn Hunde immer jünger angekauft werden müssen, nur noch aus guten Zuchtstätten stammen sollen und zudem kleinmaschig und einheitlich gezielt aufgezogen und gefördert werden sollen, dann bedarf es für diese Herangehensweise entsprechender Standards beim Zoll.

Die Zollhundeschulen hatten sich in den letzten 10 Jahren intensiv und fortlaufend mit den nationalen Diensthundeschulen, deren Zuchtstätten bzw. Aufzuchtprogrammen und internationalen Zollhundeschulen zur Thematik „Auswahl und Förderung von Welpen und Junghunden“ und „Zucht von Diensthunden“ ausgetauscht. In den Jahren 2017-2019 wurden zudem bei der Zollhundeschule Bleckede die ersten Zollhunde vom Welpenalter an behördlich angekauft, aufgezogen und ausgebildet.

Aufgrund der neuen Herausforderungen (rechtlich, gesellschaftlich) aber auch, weil dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) sehr daran gelegen ist, dass die Aufzuchtbedingungen der zukünftigen Zollhunde tierschutzkonform sind, hat die DIX einen neuen Ausbildungsversuch entwickelt. Dabei werden einvernehmlich mit den teilnehmenden Dienststellen junge Hunde bei Züchtern erworben, die zunächst zentralisiert bei den Zollhundeschulen altersentsprechend gefördert und dann fertig ausgebildet werden. Erst nach der Grundausbildung werden diese Hunde in einer angepassten Abfolge und insgesamt verkürzt ihren neuen Zollhundeführern/innen übergeben. Für die Hunde ist diese Herangehensweise besonders tiergerecht und die Umstellung sollte stressfrei ablaufen. Die neuen Diensthundeführer/innen werden im Ausbildungsversuch besonders im fachtheoretischen Bereich vorgeschult und erhalten als Ersthundeführer/innen erstmalig beim Zoll dann auch die sogenannten Sachkundenachweise. Für die teilnehmenden Dienststellen bedeutet der Ausbildungsversuch ein enormes Einsparpotential an Ressourcen, insbesondere in der sonst sehr zeitaufwändigen Vorbereitungszeit der Diensthundeteams auf die Lehrgänge der Grundausbildungen.

Für die teilnehmenden Zollhundeführer/innen kommt hier die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch die kürzere Vorbereitungszeit, aber auch die kürzeren Lehrgänge beim Bildungs- und Wissenschaftszentrum der Bundesfinanzverwaltung zum Tragen.

Schon im Abstimmungsprozess wurde deutlich, dass das BMF diesen Ausbildungsversuch als einen neuen zielführenden Ansatz sieht, sich den neuen Herausforderungen im Zollhundewesen zu stellen. Zudem sollten die Ergebnisse des Versuchs auch den Dienststellen als Standards für etwaige Ankäufe lebensjüngerer Hunde dienen.

Der Ausbildungsversuch ist in personeller und logistischer Form auch für die Zollhundeschulen herausfordernd, zudem er als Versuch keine personelle Aufstockung bedeutete. Die Leitung des zuständigen Lehrbereichs und des zuständigen Lehrservicebereichs hat aber hier die Entwicklung und nun auch die Durchführung des Ausbildungsversuchs sehr unterstützt, ganz einfach, weil er zukunftsweisend für eine gesunde Fortentwicklung des Zollhundewesens ist.

Fazit: Insgesamt ist die Aufgabenerfüllung an den Zollhundeschulen also nicht nur vom erhöhten Arbeitsvolumen her mehr, sondern vor allem auch komplexer und anspruchsvoller geworden.

Der erste Junghund ist bereits in Bleckede gelandet und wird liebevoll von seiner Hundeführerin im Zusammenspiel mit dem zuständigen Ausbilder gefördert. Jeder maßgebliche Lernschritt des Hundes und Meilenstein innerhalb des Ausbildungsversuchs wird zudem dokumentiert, ausgewertet und im Team besprochen.

Olaf Wietschorke (BDZ) konnte sich vor Ort von der gewünschten Coolness und Lernbereitschaft des Hundes, aber auch der Begeisterung der Beschäftigten des DOZH Bleckede für den Hund vergewissern und begrüßte diesen neuen und zukunftsträchtigen Ansatz sehr!

Containerarbeit mit Hunden

Das HZA Bremen hat mit fachlicher Unterstützung der Zollhundeschule Bleckede ein sehr zielführendes, effektives Verfahren zur Spürhundearbeit an Containern entwickelt. Das Verfahren konnte im Rahmen eines Dienststellenbesuches des Bundestagsabgeordneten Bruno Hönel (Bündnis 90/Die Grünen) in Bremerhaven demonstriert werden. Da auch andere Dienststellen mittlerweile ein Interesse an der Nachnutzung der Methodik geäußert haben, bietet die Zollhundeschule Bleckede eine Fortbildung für Spürhunde in diesem speziellen Bereich an. In Abstimmung mit der DIII ist es hier wichtig, dass die neu einzusetzenden Zollhunde einheitlich und zielführend konditioniert werden. Das HZA Bremen wird diese Sonderveranstaltung im praktischen Anwendungsteil unterstützen.

Zur Problematik der Erhöhung des Zollhundebestands, insbesondere der Thematik Schutzhunde und deren deeskalierender Wirkung, dem Einsatz der kombinierten Zollhundeteams, den Kapazitäten der Zollhundeschulen und deren Unterbringungsmöglichkeiten wird der BDZ weiter berichten.

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