Bekämpfung von Drogenkriminalität und Rauschgiftschmuggel
Die Bekämpfung von Rauschgifthandel und Organisierter Kriminalität gehört längst zu den zentralen sicherheitspolitischen Aufgaben des Zolls. Mit über 32 Tonnen sichergestellten Betäubungsmitteln allein im Jahr 2024 und immer professioneller agierenden Täterstrukturen zeigt sich: Der Druck auf die Ermittlungsbehörden wächst kontinuierlich – und der Zollfahndungsdienst steht dabei an vorderster Front.
Gerade im internationalen Kontext braucht es deutlich stärkere und modern ausgestattete Ermittlungsstrukturen. Das Zollkriminalamt (ZKA) spielt dabei eine Schlüsselrolle – als Zentralstelle, als Partner in europäischen Kontrolloperationen und als Knotenpunkt für strategische Analysen. Damit der Zoll global agierenden Netzwerken wirksam entgegentreten kann, fordert der BDZ eine massive Stärkung des ZKA, insbesondere durch modernste IT-Forensik, erweiterte Analysekapazitäten und robuste digitale Ermittlungswerkzeuge, die international anschlussfähig sind.
Zollfahndungsdienst schlagkräftiger machen
Wir fordern eine Erhöhung der Stellen für den Zollfahndungsdienst auf eine Größe von 6.000 Arbeitskräften. Denn dem Zollfahndungsdienst (ZFD) wurde in den vergangenen Jahren eine Vielzahl neuer Aufgaben übertragen. Beispiele sind die Erweiterung der rechtlichen Möglichkeiten zur Vermögensabschöpfung seit 2017 oder die Erweiterung von Befugnissen (z.B. TKÜ-Überwachung) durch die Novellierung des Zollfahndungsdienstgesetzes 2021. Zudem gestalten sich Ermittlungen aufgrund technischer Entwicklungen (z.B. digitale Forensik, DarkNet) aufwendiger und zeitintensiver. Dies macht eine umfassende Modernisierung und Aufrüstung der IT- und kriminaltechnischen Ausstattung des Zollfahndungsdienstes erforderlich.
Angesichts dramatisch steigender Rauschgiftkriminalität und immer gewalttätigerem Vorgehen organisierter Tätergruppen sind die Herausforderungen zudem größer als je zuvor. In der Praxis muss sich die Zollfahndung aber häufig mit Kleinverfahren beschäftigen, so dass für größere und komplexere Ermittlungen zu geringe Kapazitäten bestehen. Hiervon muss sie deutlich entlastet werden.
Hafensicherheit: Eskalierende Risiken im internationalen Drogenhandel
Aktuelle Studien und BDZ-Analysen zeigen, dass insbesondere die Infiltration europäischer Seehäfen durch kriminelle Kokain-Netzwerke dramatische Ausmaße angenommen hat. Die Häfen Hamburg, Rotterdam oder Antwerpen sind längst zum Hauptangriffspunkt internationaler Kartelle geworden. Dort spielt sich ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Zöllnerinnen und Zöllnern und professionell organisierten Tätergruppen ab, die Hafenlogistik, Transportverfahren und digitale Frachtsysteme ausnutzen. Der BDZ warnt seit Jahren: Deutschland benötigt dringend eine strategische Stärkung seiner Hafenstandorte – operativ, technisch und personell –, um nicht zum schwächsten Glied in der europäischen Sicherheitskette zu werden.
Gleichzeitig steht die Abfertigung an großen Standorten wie Hamburg immer stärker im Zeichen geopolitischer Krisen: Umgeleitete Transportwege, politische Instabilitäten und neue Risikoländer erhöhen die Komplexität der Risikoanalyse erheblich. Die Zollverwaltung benötigt daher modernste IT-basierte Analyseverfahren, die in Echtzeit Risiken erkennen und gezielt Kontrollen steuern können. Positiv hervorzuheben ist das zolleigene Projekt HARISSA, eine KI-gestützte Containerprüfung zur intelligenten Analyse großer Datenmengen aus zahlreichen Quellen, die durch eine mobile Anwendung zur Erkennung von Veränderungen an Containersiegeln ergänzt wird.
Kryptierte Täterkommunikation und digitale Strukturen
Die Organisierte Rauschgiftkriminalität nutzt zunehmend kryptierte Kommunikationsplattformen, abgeschirmte Messenger-Dienste und digitale Logistiksysteme. Für Ermittlungsbehörden bedeutet dies, dass klassische Observations- oder Kommunikationswege nicht mehr ausreichen. Der BDZ fordert deshalb stärkere Befugnisse zur Überwachung verschlüsselter Kommunikation, moderne Cyber-Forensik und ausreichend IT-Spezialisten im ZFD und ZKA. Wer Täterkommunikation nicht entschlüsseln kann, kann Lieferketten, Hintermänner und Geldströme nur noch bruchstückhaft verfolgen.
Bekämpfung von Drogenhandel und Geldwäsche gehören zusammen
Rauschgiftkriminalität ist ohne Geldwäsche nicht funktionsfähig. Kriminelle Gewinne werden über Strohleute, Immobilien, Kryptowährungen oder Goldhandel in legale Wirtschaftskreisläufe rückgeführt. Deshalb verlangt der BDZ eine strukturelle Verknüpfung von Drogenbekämpfung, Finanzermittlungen und Vermögensabschöpfung. Der Zoll ist hier aufgrund seiner Fachkenntnis im Außenwirtschafts- und Steuerrecht prädestiniert – doch die Strukturen müssen gestärkt werden. Die Bekämpfung des Rauschgiftschmuggels ist immer auch Geldwäschebekämpfung und darf politisch nicht getrennt gedacht werden.
Synthetische Drogen und Vorläuferchemikalien – ein wachsendes Risiko
Neueste europäische Lagebilder zeigen einen deutlichen Trend: Der Markt verschiebt sich von klassischen pflanzlichen Drogen hin zu synthetischen Substanzen, die in Europa selbst produziert oder im großen Stil importiert werden. Entscheidend sind dabei die Vorläuferchemikalien, deren Kontrolle immer komplexer wird. Für den BDZ steht fest: Die Zolllabore und die chemisch-analytische Expertise der Zollverwaltung müssen massiv gestärkt werden. Nur moderne Laborkapazitäten ermöglichen es, neue Substanzen früh zu erkennen, Trends auszuwerten und neue synthetische Stoffe rechtzeitig zu identifizieren.
Cannabis-Legalisierung als Beschleuniger der OK – BDZ warnte frühzeitig
Die Cannabis-Teillegalisierung hat – wie vom BDZ bereits vor Einführung prognostiziert – aufgrund der handwerklichen Mängel der Gesetzgebung zu einer deutlichen Stärkung der Organisierten Kriminalität geführt. Diese kontrolliert weiterhin weite Teile des illegalen Marktes, bedient den Graubereich und nutzt dieselben Logistik- und Vertriebswege, über die auch härtere Drogen geschmuggelt werden. Politisch und strafrechtlich wird Cannabis zwar anders eingestuft, jedoch kann es aus Sicht der Ermittlungsbehörden wohl kaum isoliert betrachtet werden: Es ist Teil derselben Lieferkette wie Kokain, Amphetamine oder synthetische Opioide. Wer die Bekämpfung von Rauschgifthandel ernst nimmt, muss die Logistik- und Finanzstrukturen der Täter als Gesamtsystem bekämpfen.
Fazit: Der Zoll ist Schlüsselakteur – aber er braucht endlich die notwendige Ausstattung
Rauschgiftschmuggel ist heute eines der größten sicherheitspolitischen Risiken Europas. Der „Zufuhrdruck“, vorwiegend aus Südamerika, geht ungehindert weiter: So lag die laut World Drug Report 2025 geschätzte weltweite, illegale Kokainproduktion im Jahr 2023 bei 3.708 Tonnen – ein Allzeithoch. Vergleichen mit Schätzungen der Vorjahre entspricht dies einem Anstieg von rund 50 Prozent innerhalb von nur 1-2 Jahren. Auch wenn die Zahlen umstritten sind, nennt die Zeitung EL PAÍS allein für Kolumbien eine Produktion von rund 3.000 Tonnen im Jahr 2024. Aufgrund der verschärften Vorgehensweise der US-Regierung unter Präsident Trump gegen die Drogenkartelle wird Europa als Absatzmarkt immer attraktiver.
Der Zoll steht hier an vorderster Front – doch er kann diese Aufgabe nur erfüllen, wenn Personal, Befugnisse, IT-Systeme und Laborkapazitäten deutlich ausgebaut werden. Der BDZ benennt klar das erforderliche Maßnahmenpaket: mehr Ermittlerinnen und Ermittler, wirksame Befugnisse gegen verschlüsselte Kommunikation, modernste Hafen- und Logistikausrüstung, starke Labore und eine eng verzahnte Geldwäsche- und Schmuggelbekämpfung. Nur so kann Deutschland die eskalierende Drogenlage eindämmen und seine Sicherheitsarchitektur für die nächsten Jahre nachhaltig stärken.




