Vorstellung der neuen stellvertretenden Vorsitzenden

Ein Interview

Am 13. Juni 2018 wählten die Mitglieder des Ständigen Ausschusses Frauen im BDZ Sabine Marz zu einer der neuen stellvertretenden Vorsitzenden des Ständigen Ausschusses Frauen.

02. Juli 2018

Liebe Sabine, zu dieser Wahl beglückwünsche ich dich ganz herzlich.

Was hat dich als Gewerkschafterin in den zurückliegenden Monaten am meisten bewegt?

Am meisten hat mich in der zurückliegenden Zeit die Tatsache bewegt, dass auch im Jahr 2018 die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am Erwerbsleben immer noch keine Selbstverständlichkeit ist. Obwohl im öffentlichen Dienst bei der Bezahlung nicht mehr zwischen Männern und Frauen unterschieden wird, sind es dennoch auch hier oftmals die Frauen, die weniger verdienen. Zwar gilt der Grundsatz „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“. In der Regel sind es jedoch die Frauen, die in Teilzeit arbeiten, um Familie und Beruf unter einen Hut bekommen zu können. Auf die Erwerbsbiografie von Frauen im öffentlichen Dienst wirkt sich die Familienplanung nach wie vor anders aus als bei den Männern.

Als wenig wertschätzend den Beamtinnen und Beamten des Bundes gegenüber empfinde ich das Festhalten der Bundesregierung an der 41 Stunden Woche und die damit verbundene Ungleichbehandlung mit unseren Tarifbeschäftigten. Es ist nicht mehr nachvollziehbar, dass angesichts der gestiegenen Steuereinnahmen der letzten Jahre weiterhin an dieser ungerechten Regelung festgehalten wird.

Als Deutschland vor 12 Jahren in einer wirtschaftlichen Talfahrt war, haben wir uns solidarisch gezeigt und durch die Erhöhung der Wochenstunden auf 41 Stunden ohne Gehaltsanpassung unseren Beitrag geleistet. Jetzt wäre es an der Zeit diese Regelung – wie damals versprochen – zurückzunehmen.

In meiner täglichen Arbeit bewegt mich auch das Desinteresse vieler Beschäftigter an der Gewerkschaftsarbeit.

Leider winken viele ab, wenn ich mit ihnen über eine Mitgliedschaft im BDZ spreche.

Ich würde mir wünschen, dass die Gewerkschaftsarbeit bei vielen Beschäftigten einen höheren Stellenwert bekommt, und insbesondere unsere weiblichen Beschäftigten aber auch die Nachwuchskräfte in den BDZ eintreten und dann den Schritt wagen, sich aktiv mit einzubringen.

Was hast du dir für Deine Amtszeit als geschäftsführendes Vorstandsmitglied vorgenommen?

Für mich zählt jetzt schnellstmöglich in die neue Funktion rein kommen.

Inhaltlich werde ich mich dafür einsetzen, dass das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf in unserer Gewerkschaft einen höheren Stellenwert einnimmt. Vereinbarkeit darf kein Thema nur allein für die „Sparte Frauen“ sein, sondern muss ein zentrales Thema der gewerkschaftlichen Arbeit werden.

Auch ist es mir ein wichtiges Anliegen, dass der Anteil der weiblichen Gewerkschaftsmitglieder erhöht wird. Noch nicht einmal ein Drittel der BDZ-Mitglieder sind weiblich. Dieser Zustand muss sich dringend ändern. Unterschiedliche Belange können nur dann ausreichend berücksichtigt werden, wenn die Mischung stimmt!

Und um welche Themen sollte sich der BDZ deiner Meinung nach in den nächsten Jahren vorrangig kümmern?

Die Arbeitswelt wandelt sich und dreht sich immer schneller. Mit jeder neuen Herausforderung stellen sich für die Beschäftigten neue Fragen. Dabei entstehen durch die Digitalisierung der Arbeit viele neue Möglichkeiten, Arbeit künftig flexibler, ortsunabhängiger und effektiver zu erledigen. Gleichzeitig birgt die Digitalisierung aber auch die Gefahr der Entgrenzung, vor allem durch den möglichen Anspruch ständiger Erreichbarkeit und dem Verwischen von Privat- und Berufsleben.

Der BDZ muss daher in den nächsten Jahren einen strengen Blick auf diese Entwicklungen in der Bundesfinanzverwaltung haben.

Immer mehr Aufgabengebiete werden der Bundesfinanzverwaltung insbesondere dem Zoll übertragen. Gleichzeitig schlägt der demografische Wandel immer gnadenloser zu. Die Politik bekommt die Quittung für eine jahrzehntelange Personalsparpolitik.

Das darf jedoch nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden!

Wir brauchen dringend gut ausgebildetes, motiviertes, junges Personal, um die vor uns liegenden Aufgaben erledigen zu können. Um bei der Suche nach geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern erfolgreich konkurrieren zu können, muss sich der BDZ nachhaltig dafür einsetzen, dass die Bundesfinanzverwaltung als attraktiver Arbeitgeber gesehen wird.

Dazu gehört zum einen das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Frauen und Männer, eine konsequente Regionalisierung bei der Einstellung junger Nachwuchskräfte, eine angemessene Wochenarbeitszeit von 39 Stunden, aber auch das Thema technische Ausstattung, bei dem namentlich die Zollverwaltung noch einiges an Nachholbedarf hat.

Liebe Sabine, vielen Dank für das Gespräch. Ich wünsche dir für deine neue Aufgabe viel Freude und Erfolg. Auf die Zusammenarbeit mit dir freue ich mich sehr.

Das Interview wurde von der Vorsitzenden des Ständigen Ausschusses Frauen im BDZ Gabriela Raddatz geführt.

Zur Person: Sabine Marz, 52 Jahre, verheiratet, 2 Kinder im Alter von 15 und 17 Jahren, ist seit 32 Jahren in der Zollverwaltung beschäftigt. Eingestellt als Finanzanwärterin im Jahr 1986, war sie von 1989 bis 1996 am Zollamt Frankfurt am Main-Flughafen eingesetzt. 1996 wechselte sie zum Hauptzollamt Dresden. Aktuell hat sie dort ihren Dienstposten im Sachgebiet B, ist jedoch für ihre Tätigkeit als Vorsitzende des örtlichen Personalrates zu 100% von ihren dienstlichen Aufgaben freigestellt. 

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