Lesermeinung

Der BER, eine unendliche Geschichte!

Nach 16 Jahren Bauzeit soll es endlich soweit sein. So richtig ernst glaubt eigentlich fast keiner an eine Eröffnung.

Aber genau das ist aus meiner Sicht ,,unser‘‘ Problem! 

23. Februar 2020

Mit ,,unser‘‘ meine ich die Zollverwaltung. Vom ersten Spatenstich an lag dieses Flughafenprojekt von Seiten des Zolls in der Hand des HZA Potsdam. Da in Deutschland ja alle paar Jahre ein Flughafen dieser Größe gebaut wird - Tagesgeschäft eines HZA. Offenbar haben nicht nur die Bauherren des BER, sondern auch der Zoll sich gehörig überschätzt. 2012 war es schon einmal fast soweit. Ja, wir waren fast startklar, aber unter welchen Bedingungen?

Die Räumlichkeiten waren von Anfang an zu wenig und zu klein. Sanitäreinrichtungen für unsere Beschäftigten - Mangelware. Viel zu weite Wege vom Gebäude für Sicherheitsdienste, wo unsere Umkleiden, Waffenkammer und Büros sind, bis zum Terminal. Personalbedarf ein ständiges hin und her. Daran hat sich bis heute leider nichts geändert.

Uns helfen hier keine Leuchttürme, deren Strahlkraft nicht bis nach Schönefeld reichen. Unser HZA hat Mitte Oktober 2019 reagiert und für die Eröffnung und den Betrieb das ,,Projekt BER‘‘ gestartet. Der eingesetzte Projektleiter bringt das Projekt gut voran. Jedenfalls hat er in kurzer Zeit wesentlich mehr erreicht, als die in den vergangenen Jahren dafür Verantwortlichen.

Unser größtes Problem ist und bleibt aber die Personalausstattung. Eine 2018 eingesetzte Arbeitsgruppe, bestehend aus Kolleginnen und Kollegen der Flughäfen sowie der fachlichen Geschäftsstelle des SG C und der Leitung des SG C, kam auf einen Personalbedarf von ca. 450 AK. Diese Zahl basiert auf den zu besetzenden Positionen am Flughafen. Seit 2015 erfolgt die Personalzumessung jedoch nach einem so genannten Indikatoren Modell (Risiko orientierter Einsatz). Dieses Modell deckelt den Personalbedarf in den Kontrollräumen aller Flughäfen bundesweit bei 1.688 AK. Das bedeutet, wenn man in Berlin mehr Dienstposten braucht, muss man an einem anderen Flughafen Dienstposten wegnehmen. Im Jahr 2015 bekamen wir für Berlin ca. 215 Dienstposten anerkannt. Für die Eröffnung des BER Oktober 2020 werden uns immerhin ca. 220 Dienstposten zugestanden. Das sind 5 mehr als 2015. Damals war aber nicht die Rede davon, dass Schönefeld „alt“ als Terminal 5 des BER weiterbetrieben und dass bald auch noch das Terminal 2 eröffnet wird. Auch dass sich die Flugbewegungen insgesamt und die Passagierzahlen wesentlich erhöht haben, spielt hier anscheinend keine Rolle. Dieses Indikatoren Modell auf der Grundlage eines risikoorientierten Personaleinsatzes hat mit ,,BEDARF‘‘ nicht viel zu tun, es ist lediglich ein Verteilmodell eines bundesweiten Personalansatzes für die Flughäfen. Im Moment hätten wir zwar die 220 Dienstposten, diese werden aber auf keinen Fall ausreichen. In Zeiten einer angespannten Sicherheitslage ist es wohl sicher nicht förderlich, wenn Schilder und Telefone auf das Vorhandensein von ZOLL hinweisen. Nein, die personelle Präsenz ist wichtig.

In der Ausgabe ZOLL AKTUELL 1/20 schmückt sich die Generalzolldirektion mit der erneuten Zertifizierung ,,Audit berufundfamilie‘‘ und will als nächsten Schritt flexible Arbeitszeiten im Schichtdienst ermöglichen. Nach meinem Verständnis ist dafür an erster Stelle eine ausreichende Personalausstattung die Grundvoraussetzung. Unter dem Audit verstehe ich aber auch vernünftige und ausreichende Räumlichkeiten sowie Sanitäreinrichtungen.

Noch ist Zeit - für BMF und GZD - das Projekt BER tatkräftig zu unterstützen und nachzubessern.

Am 31. Oktober 2020 wird der BER eröffnet…, oder vielleicht doch nicht?

 

Bodo Wolf/ Vorsitzender des Ortsverbandes Flughäfen

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